Stell dir vor, dein Online-Shop verschickt PDF-Rechnungen. Sie enthalten wichtige Infos wie Bankverbindungen und Kontaktdaten. Damit alle deine Kund:innen die Rechnung lesen und bezahlen können, fehlt nur noch eins: Barrierefreiheit!
Mit einem barrierefreien PDF ermöglichst du auch Menschen mit Behinderungen Zugang zu den Informationen im Dokument – ganz gleich, ob sehbehindert, motorisch eingeschränkt oder mit Leseschwäche. Dabei geht es besonders um die technische Optimierung der Dokumente nach internationalen Standards wie PDF/UA.
Für Unternehmen bedeuten zugängliche Dokumente größere Reichweite, besseres Image und Erfüllung gesetzlicher Vorgaben. Klingt kompliziert? Keine Sorge. Diese Anleitung zeigt dir, wie du barrierefreie PDFs erstellst. Praxisnah und ohne Fachchinesisch. Mach deine PDFs fit für alle!
Was sind barrierefreie PDFs?
Ein barrierefreies PDF ist ein Dokument, das alle Menschen einfach nutzen können – unabhängig von ihren Fähigkeiten. Dafür muss es so gestaltet sein, dass etwa Menschen mit Seh- oder Hörbehinderungen die Inhalte problemlos lesen und verstehen können.
Was macht eine PDF barrierefrei?
- Strukturierte Inhalte: Überschriften, Absätze und Listen sind korrekt formatiert.
- Alternativtexte: Alle Bilder und Grafiken haben beschreibende Texte.
- Lesereihenfolge: Die natürliche Lesereihenfolge ist festgelegt, sodass Screenreader den Text korrekt vorlesen können.
- Zugängliche Links: Hyperlinks sind klar und beschreibend.
- Formularfelder: Eingabefelder sind korrekt beschriftet und einfach zu bedienen.
Rechtliche Anforderungen
Es gibt verschiedene gesetzliche Vorgaben, die Unternehmen dazu verpflichten, ihre digitalen Inhalte barrierefrei zu gestalten. Drei der wichtigsten Standards sind:
- PDF/UA: Der spezialisierte Standard für barrierefreie PDFs. Er konkretisiert die WCAG-Richtlinien für das PDF-Format. (Hier findest du mehr Informationen zu PDF/UA)
- WCAG (Web Content Accessibility Guidelines): Die WCAG legen fest, wie digitale Inhalte zugänglich gemacht werden können. Sie sind in drei Konformitätsstufen unterteilt: A, AA und die höchste Stufe AAA. Für die meisten PDFs ist die Stufe AA relevant. (Hier findest du die WCAG 2.2 in voller Länge).
- BFSG (Barrierefreiheitsstärkungsgesetz): Dieses Gesetz gilt in Deutschland und fordert, dass öffentliche Stellen und einige private Unternehmen Inhalte barrierefrei bereitstellen. (Hier findest du den Gesetzestext zum BFSG).
Barrierefreie PDF erstellen: Tools und Software
Bevor wir loslegen, brauchen wir das richtige Werkzeug. Hier eine Übersicht der besten Tools für barrierefreie PDFs:
- Adobe Acrobat Pro: Kann fast alles, kostet aber auch einiges. Ideal für Profis und häufige Nutzer. Bietet umfangreiche Funktionen zur Prüfung und Optimierung der Barrierefreiheit. (YouTube-Tutorial: Barrierefreies PDF erstellen mit Adobe Acrobat Pro)
- Microsoft Word: Überraschung! Auch Word kann barrierefreie PDFs erstellen. Oft reicht das schon aus. (YouTube-Tutorial: Barrierefreies PDF in Word erstellen)
- Adobe InDesign: Professionelles Tool für komplexe Layouts und umfangreiche Dokumente. Ermöglicht die Erstellung barrierefreier PDFs direkt aus dem Designprozess. (YouTube-Tutorial: Barrierefreie PDF-Dokumente mit Adobe InDesign erstellen, Teil 1)
- Online-Tools und Plugins: Es gibt zahlreiche Online-Dienste und Browser-Plugins, die dir helfen können, PDFs barrierefrei zu gestalten. Diese sind oft einfach zu bedienen und erfordern keine Installation. (Beispieltools: PAVE, axes4, CIB PDF Brewer)
Kostenlose Alternativen
- LibreOffice: Eine kostenfreie Alternative zu Microsoft Office. Mit LibreOffice kannst du ebenfalls barrierefreie Dokumente erstellen und als PDF exportieren. (YouTube-Tutorial: Barrierefreie Dokumente mit Libre Office)
- PDF-XChange Editor: PDF-XChange ist kostenloses Tool zur Erstellung und Bearbeitung von PDFs. Es hat viele Funktionen, die in kostenpflichtigen Programmen zu finden sind – einschließlich der Möglichkeit, PDFs auf Barrierefreiheit zu prüfen und anzupassen.
Barrierefreie PDF erstellen: Schritt-für-Schritt-Anleitung
Jetzt wird’s konkret. Hier dein Fahrplan zum barrierefreien PDF:
Pflege die Dokumentstruktur
- Hierachie und Überschriften: Überschriften sind das Skelett deines Dokuments. Nutze sie konsequent und hierarchisch (H1, H2, H3). Das verbessert die Lesbarkeit und hilft Screenreadern, den Inhalt besser zu interpretieren.
- Absätze und Listen gliedern den Text: Sie machen ihn verdaulich – für Mensch und Maschine. Ein Absatz sollte heutzutage nicht mehr als ein paar Zeilen lang sein.
- Richtige Nutzung von Formatvorlagen: Nutze Formatvorlagen für Überschriften, Absätze und Listen. Das stellt sicher, dass dein Dokument konsistent formatiert ist und alle Elemente korrekt erkannt werden.
Schreibe Alternativtexte für Bilder
Jedes Bild braucht einen Alternativtext. Beschreibe kurz und prägnant, was zu sehen ist. Der Text beschreibt den visuellen Inhalt und macht ihn für Screenreader zugänglich. Denk daran: Der Text ersetzt das Bild für Menschen, die es nicht sehen können.
Anleitung: Leitfaden zum Schreiben sinnvoller Alternativtexte.
Richtiges Tagging und Strukturieren von Tabellen
Tabellen sind knifflig. Achte darauf, dass Tabellen korrekt getaggt und logisch strukturiert sind. Das bedeutet, dass Tabellenüberschriften als solche gekennzeichnet und die Zellen in einer sinnvollen Reihenfolge angeordnet sind. Vermeide verschachtelte Tabellen. Lieber einfach und klar strukturieren.
Anleitung für Acrobat: Dokumentstruktur mit den Bedienfeldern „Inhalt“ und „Tags“ bearbeiten
Nutze beschreibende Hyperlinks
„Hier klicken“ war gestern. Formuliere aussagekräftige Linktexte. Guter Linktext verrät, was sich hinter dem Link verbirgt. Zum Beispiel: „Barrierefreiheit-Checkliste herunterladen“.
Anleitung: Wie setzt man Links richtig? Hier sind 7 einfache Regeln.
Beschrifte deine Formular-Elemente
Jedes Formularfeld muss klar beschriftet sein. Das bedeutet, dass jedes Feld eine eindeutige Bezeichnung hat, die erklärt, was in das Feld eingetragen werden soll. Füge bei Bedarf Anweisungen hinzu. Zum Beispiel: „Bitte Geburtsdatum im Format TT.MM.JJJJ eingeben“.
Anleitung: Best Practices und Usability für Online-Formulare
Accessible PDFs: Prüfung & Validierung
Dein PDF ist fertig? Prima! Jetzt kommt der Härtetest. Mit diesen Tools findest du heraus, wie barrierefrei dein Dokument ist.
Automatisierte Analyse-Tools für Web Accessibility:
- Adobe Acrobat’s Accessibility Checker: Direkt in Adobe Acrobat Pro integriert. Hilft dir dabei, dein PDF auf Barrierefreiheit zu überprüfen. Es identifiziert Probleme und gibt dir konkrete Hinweise, wie du diese beheben kannst. (Hier findest du mehr Informationen zum Adobe Acrobat Accessibility Checker)
- Kostenlose Online-Prüftools (z.B. PAC 2021): Der PDF Accessibility Checker (PAC 2021) ist ein kostenloses Tool, das speziell für die Prüfung der Barrierefreiheit von PDFs entwickelt wurde. Perfekt für alle ohne Acrobat-Lizenz. Vorteil: viele detaillierte Hinweise zur Behebung von Problemen.
Manuelles Analysieren deiner PDFs
- User Testing: Lass echte Menschen mit Behinderungen dein PDF testen. Ihre Perspektive ist Gold wert. Sie können dir wertvolles Feedback geben und dir helfen, versteckte Barrieren zu erkennen und zu beheben.
- Testen mit Screenreadern: Verwende Screenreader wie JAWS, NVDA oder VoiceOver, um zu überprüfen, wie gut dein PDF für sehbehinderte Nutzer zugänglich ist. Klingt es sinnvoll? Oder wie Kauderwelsch? Trick: Schließe die Augen dabei. So erlebst du, wie Sehbehinderte dein PDF wahrnehmen.
Tipps und Best Practices zu barrierefreien PDFs
Barrierefreiheit ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Hier deine Strategie für die lange Strecke:
Überprüfe & aktualisiere Dokumente regelmäßig
Barrierefreiheit ist kein einmaliger Prozess. Überprüfe und aktualisiere deine PDFs regelmäßig, um sicherzustellen, dass sie den neuesten Standards und Best Practices entsprechen. Plane regelmäßige Check-ups ein. Vielleicht halbjährlich? Das gilt besonders, wenn neue Inhalte hinzugefügt oder bestehende Inhalte geändert werden.
Bilde im Umgang mit barrierefreien Dokumenten fort
Alle Mitarbeitenden, die PDFs erstellen, sollten über die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen. Organisiere Workshops. Lunch & Learn? Perfekt für zwischendurch. Biete regelmäßige Schulungen und Workshops an, um das Bewusstsein für Barrierefreiheit zu schärfen und praktische Skills zu vermitteln.
Hole Feedback von Usern ein
Deine User sind deine besten Berater. Hör ihnen zu. Ermutige User mit Behinderungen, dir Feedback zu den PDFs zu geben. Richte einen Feedback-Kanal ein. Eine simple E-Mail-Adresse reicht oft schon. Das kann dir helfen, bestehende Barrieren zu identifizieren und deine Dokumente weiter zu verbessern.
Häufige Fehler und wie man sie vermeidet
Auch Profis stolpern mal. Hier die Top-5-Stolperfallen bei barrierefreien PDFs und wie du sie umgehst:
Fehlende Alternativtexte
- Problem: Bilder ohne Alternativtexte können von Screenreadern nicht interpretiert werden, was sehbehinderten Nutzern den Zugang zu wichtigen Informationen verwehrt.
- Lösung: Beschreibe jedes Bild. Kurz, knackig, aussagekräftig. Dein Alternativtext ist der Dolmetscher zwischen Bild und Screenreader.
Nicht strukturierte Dokumente
- Problem: Ein PDF ohne klare Struktur (Überschriften, Absätze, Listen) ist für Screenreader schwer verständlich und erschwert die Navigation.
- Lösung: Nutze Formatvorlagen wie ein Profi. Überschriften, Absätze, Listen – alles bekommt seinen Platz. So findet sich jeder zurecht.
Falsche oder fehlende Lesereihenfolge
- Problem: Wenn die Lesereihenfolge nicht korrekt festgelegt ist, kann der Inhalt des PDFs in einer verwirrenden Reihenfolge vorgelesen werden. Das kann die Verständlichkeit beeinträchtigen.
- Lösung: Bring Ordnung ins Chaos. Definiere eine logische Lesereihenfolge. Von oben nach unten, von links nach rechts. Einfach, aber effektiv.
Zu wenig Kontrast zwischen Text und Hintergrund
- Problem: Texte mit geringem Kontrast zum Hintergrund sind für sehbehinderte Nutzer schwer bis gar nicht lesbar.
- Lösung: Mach’s kontrastreich! Schwarz auf Weiß ist der Klassiker. Nutze Kontrast-Checker wie den WebAIM Contrast Checker. Deine Augen (und die deiner Leser:innen) werden es dir danken.
Unbeschriftete Formularfelder
- Problem: Nutzer:innen von Screenreadern können nicht erkennen, welche Informationen in die Formularfelder eingegeben werden sollen, wenn sie nicht korrekt beschriftet sind.
- Lösung: Stelle sicher, dass alle Formularfelder, Schaltflächen und andere interaktiven Elemente klare und beschreibende Beschriftungen haben.
Fazit
Glückwunsch, du bist jetzt PDF-Barrierefreiheit-Profi! Barrierefreie PDFs sind kein Hexenwerk, sondern Logik plus Technik. Der Nutzen? Mehr Reichweite, bessere Nutzbarkeit und Gesetzeskonformität. Falls du Unterstützung brauchst, schreibe uns gerne eine Nachricht.
Struktur, Alternativtexte, Kontrast und klare Beschriftungen sind deine Werkzeuge. Die Zukunft wird noch barrierefreier. KI wird helfen – aber dein Urteil bleibt wichtig. Denk beim Erstellen auch ans Smartphone.
Barrierefreiheit verbessert das Erlebnis für alle. Jedes zugängliche PDF ist ein Schritt zur digitalen Inklusion. Du machst den Unterschied! Millionen Menschen mit Einschränkungen werden’s dir danken.