Neues Jahr, neue Trends. Oder?

Zum Jahresbeginn haben wir vermeidliche Webdesigntrends unter die Lupe genommen. Was bei rauskam, lest ihr hier?

YouTube, Blogs und Magazine bombardieren uns Gestaltende jeden Jahresbeginn mit den gleichen Headlines. Biggest Design Trends 2022. Diese Design-Trends 2022 musst du kennen! Nutze die 2022 DesignTrends oder stirb einen qualvollen Tod! Aber was ist dran an den Trends? Sollte man auf sie hören – oder sind sie Quatsch mit Soße? Wir schauen genau hin.

Talking to creatives

Jeden Donnerstag treffen sich unsere Kreativen zum „Creative Morning“. Dieses Mal wollen wir über die Design Trends 2022 sprechen. Boom, sofort ist einer der Designer getriggert. Trends? Das sind doch jedes Jahr dieselben! Alles nur Clickbait für Designer:innen! Also schauen wir uns ein paar dieser Trends genauer an – und ordnen sie ein.

Das 90er Comeback

Schon gewusst? Die 80er und 90er kommen zurück. Sagt zumindest dieser Trend. Bunt soll es werden, bold und laut. Vom bloßen Anschauen werden wir sofort 20 Jahre jünger. Gleichzeitig fragen wir uns: Wie umsetzbar ist diese „Retro-Revolution“ in der Praxis? Ich kann mir die Gesichter unserer Kundschaft lebhaft vorstellen, wenn ich ihnen einen Draft ihrer neuen Website im Tamagotchi-Look präsentiere.

via curry.cafe
Via Starface
Via Goliath-Entertainment

Beweg dich!

Mehr Bewegung braucht das Web! Der Fitness-Hype ist im Interface-Design angekommen. Mehr visuelle Interaktion, bewegte Typografie und eindrucksvolle Animation. Sind das Neuigkeiten für unser Kreativ-Team? Nein! Wir haben diese Effekte seit Jahren auf dem Schirm und oft und gerne eingesetzt. Sind sie also wirklich der letzte Schrei? Oder haben die Redakteure die Zahl Ihrer Design-Trends ein wenig aufgebläht?

Es folgt eine Exkursion in die Kunstgeschichte. Laut Artikel werden uns das „Memphis Design“ und der „Neo-Brutalismus“ in den nächsten Monaten oft begegnen. Beides harte Stile. Schwer vorstellbar, damit den Mainstream zu begeistern.

Brauchen wir für Trends also auch trendy Klientel? Oder ist es unsere Aufgabe, diese Trends zu etablieren? Wenn ja, wer bestimmt welcher Stil nun gerade en vogue ist? Ein Blogartikel?

Neu-Brutalismus im Web. Via Pier-Luc Cossette
Ein Beispiel für das Memphis Design. Via Icon-Graphics
Sichtbare Rahmen sind zurück. Via Arvin Aradhana

10 Fäuste für ein Halleluja

Unser fünfköpfiges Team ist sich uneinig. Sind Design-Trends totaler Nonsens oder elementar wichtig? Die eine Partei behauptet auf Trends keine Rücksicht zu nehmen. Stellt aber fest, dass sich die eigenen Entwürfe schon an Gestaltungselementen bedient haben, die man zu den Trends zählen könnte.

Die andere Fraktion sieht sich Arm in Arm mit dem Zeitgeist. Muss sich aber eingestehen, im Webdesign oft auf bekannte Muster zurückzugreifen. Das Wichtigste ist schließlich eine nutzerfreundliche Gestaltung. Zumindest hier sind sich alle einig.

Die Dosis macht das Gift

Trends im Design lassen sich einfach erkennen, aber schwer befristen. Ein Beispiel hierfür ist der Vormarsch des Flat Designs. Erstmals wahrgenommen habe ich es 2013 beim Update auf iOS 7. Heute ist sogar der Mercedes-Stern flat und kann problemlos gestempelt werden. Wir sprechen also von einem jahrelangen Reifeprozess – und nicht von einem One-Hit-Wonder aus dem Jahr 2013.

Wie gehen wir in Zukunft mit Trends um? Wir sehen die Vorschläge der Blog-Redakteure als weitere Inspirationsquelle und entscheiden im Einzelfall, was wir davon nutzen wollen/können/sollten. Punktuell arbeiten wir Ansätze in unsere Entwürfe ein. Um eine ganze Seite „trendy“ zu gestalten, müsste der Trend aber schon besonders gut zur Marke und Zielgruppe passen.

Die Orientierung an den vermeidlichen Trends macht ein Design also nicht automatisch gut. Kreative Köpfe, die mit Bedacht verschiedene Stile verheiraten, sind hingegen zeitlose Klassiker.

 

 

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