Wie wir uns für Nachhaltigkeit neu positioniert haben

Für lange Zeit lagen die Umweltauswirkungen unserer Webseiten im Dunkeln. Als uns ein Licht aufging, waren wir schockiert. Wie konnten wir übersehen, dass der Stromverbrauch unserer Websites zu Emissionen führt?

Im Teamgespräch wurde uns bewusst, dass wir eine Kehrtwende machen wollten. Digitale Nachhaltigkeit sollte unser neuer Pfad in die Zukunft sein. Also beschlossen wir kurzerhand im ganzen Unternehmen nachhaltige Geschäftspraktiken einzuführen.

Seitdem wurden unseren Initiativen im Tagesspiegel vorgestellt, in Podcasts thematisiert und auf einer internationalen Nachhaltigkeitskonferenz diskutiert.

Hier berichten wir über unsere Reise – vom ersten Schritt bis heute.

  • Neuausrichtung – Den Anfang finden
  • Wissen – Expertise aufbauen
  • Technologie – Nachhaltige Websites entwickeln
  • Marke – Neue Markenidentität aufbauen
  • Kultur – Umwelt- und menschenfreundlichen Kultur etablieren
  • Medien – Im Rampenlicht stehen

Schritt 1/5: Den Anfang finden

Um den Anfang für unsere Nachhaltigkeitsreise zu finden, brauchten wir als erstens einen Überblick über unser Unternehmen.

Damit haben wir angefangen:

  • Alle Geschäftsbereiche abbilden. So konnten wir die Bereiche identifizieren, die es zu analysieren und umgestalten galt.
  • Priorisierung der Bereiche. Dadurch konnten wir die wichtigsten Aufgaben für den Anfang bestimmen, etwa 1) Weiterbildung, 2) Neugestaltung unserer Markenidentität und 3) Prüfen interner Praktiken, damit wir keine Greenwasher werden.

Das ist der Überblick als Mindmap, inklusive Priorisierung (1 = am wichtigsten):

Dieser Überblick basiert lose auf einer Miro-Vorlage mit dem Namen „Business Mindmap“, den du hier kopieren kannst.

Die Mindmap hat uns klar gemacht, wie groß die geplante Veränderung war. Aber das hat uns nicht davon abgehalten, denn wir waren (und sind) von unserer Sache überzeugt. Uns wurde klar, dass unsere Arbeit tatsächlich einen positiven Einfluss auf die Umwelt haben könnte – und das fanden wir ziemlich inspirierend.

Schritt 2/5: Expertise aufbauen

Bei all unserer Begeisterung wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch sehr wenig darüber, wie man den digitalen CO2-Fußabdrucks reduzieren kann. Daher lautete der nächste Schritt: weiterbilden! Mit diesen Materialien sind wir ins Thema eingestiegen:

  1. Nachhaltiges Webdesign (Buch) von Tom Greenwoo
    Tom Greenwood erklärt, wie das Web die Umwelt beeinflusst und gibt Tipps, wie man klimafreundlichere Websites gestaltet. Dazu gehören z.B. ein grünes Web-Hosting, energiesparendes Programmieren und einfache Designs. Das Buch war ein super Einstieg in unsere Reise.
  2. Nachhaltiges Webdesign (Website) von Wholegrain Digital und MightyBytes
    Eine Goldgrube, verkleidet als Webseite! Vollgepackt mit Ideen zur Orientierung, von den Grundwerten eines Projekts bis zur Hosting-Auswahl. Außerdem gibt es viele weiterführende Links für alle, die tiefer eintauchen wollen.

Nachdem wir die vielen neuen Informationen verdaut hatten, brachte sich unser Team gegenseitig auf den gleichen Wissensstand.

Wir organisierten auch ein Gespräch mit den Pionieren der digitalen Nachhaltigkeit aus Großbritannien: Wholegrain Digital. Wholegrain teilte großzügig ihr Wissen mit uns. Das beflügelte uns dazu, weiterzumachen.

PS. Wenn du auf der Suche nach einer umfangreicheren Liste von Ressourcen, Richtlinien und Werkzeugen sind, besuchen Sie unseren Beitrag über Tools für grüne Designer.

Nachhaltige WordPress-Pioniere werden

43% aller Websites laufen auf WordPress. Oft nutzen WordPress-Websites vorgefertigte Themes, die das Aussehen und die Funktionen vorgeben.

Wir nutzen Astra – ein Theme das besonders wenig Speicher und Strom verbraucht. ir haben Astra noch weiter geschrumpft, indem wir alle nicht essenziellen Features und Dateien über Bord geworfen haben.

Für bessere Performance nutzen wir Optimierungs-Plugins. Weil die uns noch nicht gereicht haben, haben wir zusätzlich ein eigenes Plugin entwickelt.

Das Ergebnis: Unser nachhaltiges WordPress-Theme ist nicht nur blitzschnell, sondern auch umweltfreundlicher. Im Vergleich zu „normalen“ Seiten sind oft bis zu 80% kleinere CO2-Fußabdrücke möglich – oder noch besser!

So schneiden einige unserer letzten Seiten im Vergleich zum Durchschnitt ab:

WEBSITESIZEWEB AVERAGE% SMALLER
Kapiro1,1 MB2,4 MB54 %
Steinzeit1 MB2,4 MB58 %
Stuckateur Will306 KB2,4 MB87 %
Tabelle zum Vergleich der durchschnittlichen Website-Größe bei unseren 3 jüngsten Projekten

Schritt 3/5: Einen neuen Markenkern entwickeln

Zu diesem Zeitpunkt waren wir uns sicher, dass wir coole, low-carbon Webseiten entwickeln können. Das Problem war nur, dass weder unsere Webseite noch unsere Markenkommunikation unsere neue Expertise widerspiegelten.

Es war höchste Zeit für ein Rebranding! Und da haben wir bei Null angefangen: Was ist unser neuer Antrieb, was unsere Orientierung? Und wie können wir das verständlich machen?

Why / How / What

Wir mögen die Einfachheit des Why / How./ What frameworks von Simon Sinek. So haben wir es für jut-so angepasst:

Why
Um gut für den Planeten und die Menschen zu sein.

How
Indem wir Produkte entwickeln, die zugänglich, nachhaltig und ansehnlich sind.

What
Wir entwickeln nachhaltige Webseiten und schaffen umweltfreundliche Marken.

Dieses Framework hat uns geholfen, die Marke in drei einfache Sätze zu kondensieren. Je einfacher ein Markenkern ist, desto mehr kann er anklingen.

Unser Why ist sehr weit gefasst, passt aber gut zu unseren Unternehmenspraktiken. Wenn wir eine schwierige Entscheidung fällen müssen, können wir uns fragen: dient das dem Planeten? Hilft es den Menschen?

A simple mission

Unsere Mission sollte möglichst verständlich sein. Deswegen lautet sie schlicht und einfach:
Das Internet nachhaltiger machen.

Unsere Website-Hero (2023) spiegelt das wider. Das Hero-Image ist eine Illustration, in der steht: Green the WWW.

Nachhaltigkeit als der zentrale Markenwert

Wir haben unsere bestehenden Markenwerte nicht aufgegeben, denn wir leben immer noch nach ihnen. Aber wir haben uns entschieden, Nachhaltigkeit in unserem erneuerten Fokus an die erste Stelle zu setzen.

Unsere Kernwerte sind:

  • Nachhaltigkeit Im Mittelpunkt unserer Dienstleistungen und Produkte.
  • Kreativität Das leitende Prinzip in allem, was wir gestalten.
  • Authentizität Das Wesen unserer internen und externen Kommunikation.
  • Humor Eine Erinnerung daran, leicht und mit Herz zu leben und zu arbeiten.

Der Narr hebt uns hervor

Wir sind überzeugte Anhänger des Markenarchetypen-Frameworks. Das Framework nutzt 12 Archetypen nach Carl Jungs Theorie, um die Markenpersönlichkeit zu bestimmen.

Diese Archetypen helfen Marken, starke Geschichten zu erzählen und sich auf emotionaler Ebene mit Ihrer Zielgruppe zu verbinden. Hier kannst du mehr darüber lesen.

Dies sind unsere beiden Archetypen:

Schöpfer
Der Schöpfer-Archetyp verkörpert Innovation, Ausdruck und Mut. Weil nachhaltige Webseiten eine Innovation am Markt sind, passt dieser Archetyp nahtlos in unseren Markenkern.

Narr
Der Narr unterscheidet uns von anderen Schöpfer-Marken. Wir mögen es spaßig, locker und streuen gerne Scherz in unsere Kommunikation.

Um den Narren in unsere Website zu integrieren, haben wir humorvolle Kommentare neben unsere Webseitentexten geschrieben. Was wäre das Leben ohne ein bisschen Spaß?

Ein Markendesign mit Schwerpunkt auf Typografie und Farbe

Unser neues Design sollte mutig und kreativ sein – und gleichzeitig zu unserer nachhaltigen Mission passen. Wir tauchten ab in die Welt der vektorbasierten Grafiken. Wir entschieden uns für scharfkantige Illustrationen, im Kontrast zu einer kraftvollen, abgerundeten Typografie. Das Ergebnis ist ein cooler, wiedererkennbarer Style, der mit Speicherplatz auskommt und in Sekundenschnelle geladen ist.

Hier ein kleiner Einblick in den Kreativprozess mit ersten Entwürfen für den Hero-Bereich unserer Startseite:

Und die finale Version:

Bei den Markenfarben dachten wir natürlich sofort an Grün – schließlich schreit das nach Nachhaltigkeit. Aber halt! Nicht irgendein 08/15-Grün sollte es sein. Wir wollten ein Grün, das mehr flüstert als schreit: „Hey, wir sind cool UND grün.“

Und dann kam Lila ins Spiel. Ein spritziges Lila, um genau zu sein. Zusammen bilden sie ein dynamische Duo, das nicht nur die Augen verwöhnt, sondern auch unseren frechen, designverliebten Markencharakter zeigt.

Schritt 4/5: Die Unternehmenskultur verfeinern

Unser Website-Relaunch hat gleich vier Punkte auf unserer Liste abgehakt:

  • Zum Nachhaltigkeits-Profi werden
  • Low-Carbon-Websites kreieren lernen
  • Unsere Marke im Zeichen der Nachhaltigkeit neu erfinden
  • Unsere erste nachhaltige Website starten

Kurz gesagt, äußerlich lief alles nach Plan. Wir wurden zu dem Wandel, den wir sehen wollten. Aber wie sah es intern aus? Schließlich sollte unsere neue Vision sowohl den Menschen als auch dem Planeten guttun.

Seitdem haben wir einige Initiativen gestartet, um Taten folgen zu lassen:

  • Öko-Tech: Weniger Elektroschrott durch den Kauf von generalüberholter Elektronik.
  • Mit dem Rad zum Erfolg: Gesund und grün zur Arbeit – wir unterstützen den Fahrradkauf mit bis zu 900 € pro Mitarbeiter.
  • Grüne Gaumenfreuden: Ein kostenloses Veggie-Gericht als Anreiz für ein umweltfreundliches Leben.
  • Öko-Pendler-Boni: Wir übernehmen die Kosten für Monatstickets, um das Pendeln grüner zu gestalte
  • 1% für den Planeten: Wir spenden 1% unseres Jahresumsatzes an nachhaltige Projekte.
  • CO2-Ausgleich: Am Jahresende gleichen wir den CO2-Fußabdruck unserer Mitarbeiter über planted.green aus.

Der Website-CO2-Rechner

Was bringt all das Gerede über nachhaltige Websites, wenn man den CO2-Fußabdruck nicht messen kann?

Zum Glück gibt es den Website Carbon Calculator von Wholegrain Digital.

Ein geniales Tool, das den Weg zu einem CO2-neutralen Internet ebnet. URL eingeben und schon zeigt der Rechner den CO2-Ausstoß pro Besuch. Ziemlich cool, oder? Wir haben uns mit Wholegrain Digital zusammengetan und ihre API genutzt, um eine deutsche Version des Rechners zu entwickeln. Hier könnt ihr ihn ausprobieren.

Schritt 5/5: Aufmerksamkeit gewinnen

Zu diesem Zeitpunkt waren wir nicht mehr nur ein weiteres Unternehmen im digitalen Raum. Wir hatten eine wichtige Botschaft, von der wir sicher waren, dass sie vielen gefallen würde. Jetzt ging es darum, das Wort zu verbreiten und die richtige Zielgruppe zu erreichen, die unsere Initiativen genauso schätzt wie wir.

So haben wir für Aufsehen gesorgt:

  • Wir verfassten eine Pressemitteilung über unseren nachhaltigen Ansatz und den CO2-Rechner und schickten sie an ausgewählte Journalisten.
  • Unsere Geschichte weckte das Interesse der renommierten deutschen Zeitung „Tagesspiegel“, die uns ein ganzseitiges Interview widmete.
  • „Factory Berlin“, ein bekannter Co-Working-Space, teilte unsere Geschichte mit ihren über 20.000 Instagram-Followern.
  • Wir gaben Einblicke in die Erstellung nachhaltiger Websites im Podcast „The Entrepreneurial Expedition“
  • Auf der SB’23KL-Konferenz trafen wir auf Vertreter großer Marken wie PWC und L’Oreal.

Diese Öffentlichkeitsarbeit hat uns neue Möglichkeiten eröffnet. Sie ebnete den Weg für eine Zusammenarbeit mit den Grünen bei einem inspirierenden Workshop und zog Bewerber an, die sich unserer Sache anschließen wollten.

Wir haben festgestellt, dass der Aufbau eines nachhaltigeren Webs Menschen vereint und inspiriert. Und wir sind stolz darauf, Teil dieser Bewegung zu sein!

Zusammenfassung & Ausblick

Wir haben uns neu erfunden, um uns auf Nachhaltigkeit zu konzentrieren. Jetzt sind wir nicht mehr nur Unternehmen, sondern auch Teil einer Bewegung für ein grüneres Internet. Unsere Mission ist einfach: „Das Internet nachhaltiger machen“.

Wir träumen von einem Web, in dem Innovation und Umweltschutz Hand in Hand gehen; einem Raum, der das Wohl unseres Planeten und seiner Menschen in den Mittelpunkt stellt. Ein Web, das verantwortungsbewusstes Handeln fördert und die Nutzer:innen zu ethischen Entscheidungen inspiriert. Wir freuen uns auf die Zukunft und hoffen, dass viele Menschen und Marken uns auf dieser Reise begleiten 💚

Weiter erforschen