Digitaler Minimalismus: Weniger ist mehr

Hast du schon mal über die Auswirkungen deines Digitallebens auf dein geistiges Wohlbefinden nachgedacht? Und was ist mit den Auswirkungen auf die Umwelt?
Unsere täglichen Routinen sind geprägt von digitalen Technologien, vom Blick aufs Handy am Morgen bis zum Social-Media-Scrolling vor dem Schlafengehen.
Klar: die digitale Immersion ist bequem und trägt zu einem gewissen Gefühl von Verbundenheit bei. Doch hat sie unsichtbare Nachteile. Sie kann uns ruhelos machen, süchtig – und sie vergrößert unseren CO2-Fußabdruck.
Hier kommt digitaler Minimalismus ins Spiel. Aber was genau ist das – und wie hängt er mit Nachhaltigkeit zusammen? Tauchen wir tiefer in diese Konzepte ein.

Digitalen Minimalismus verstehen

Cal Newport, ein Professor für Informatik an der Georgetown University, hat den Begriff „Digitaler Minimalismus“ geprägt. Es ist eine „Philosophie, die dir hilft zu hinterfragen, welche digitalen Kommunikationstools (und Verhaltensweisen rund um diese Tools) den größten Nutzen für dein Leben bringen.“
Einfacher ausgedrückt: Es geht darum, unsere digitales Verhalten bewusst zu gestalten, um persönliche Vorteile daraus zu ziehen und die negativen Auswirkungen auf unser Wohlbefinden zu minimieren.

Aber Achtung: Digitaler Minimalismus bedeutet nicht, Technologie abzulehnen. Es geht um eine ausgeglichene Beziehung zu ihr. Qualität über Quantität, sich auf das konzentrieren, was wirklich wichtig ist und den Rest loslassen.

Vorteile des digitalen Minimalismus

Warum also solltest du den digitalen Minimalismus in Betracht ziehen? Hier sind drei gute Gründe:

  1. Mehr Wohlbefinden, körperlich und geistig

    Hast du schon einmal von „Technostress“ gehört?

    Da ist ein modernes Krankheitssyndrom, verursacht durch die Unfähigkeit, sich auf eine gesunde Weise an neue Computertechnologien anzupassen. Symptome können von Angst und Reizbarkeit bis hin zu Müdigkeit und Schlaflosigkeit reichen.

    Der digitale Minimalismus reduziert die digitale Unordnung und Ablenkung, was Technostress lindern und die psychische Gesundheit verbessern kann.

    Ein Beispiel:
    Schon 30 Minuten weniger Social Media am Tag verringern das Gefühl von Einsamkeit und Depression, berichtet eine Studie dem Journal of Experimental of Psychology. Das gilt besonders bei Menschen, die bereits an diesen Symptomen leiden.
  2. Mehr schaffen bei weniger Stress
    Durch digitalen Minimalismus kann man bewusster mit Technologie umgehen – und das wiederum kann die Produktivität erheblich steigern.

    Eine Studie der University of California fand heraus, dass wir im Durchschnitt erst nach 23 Minuten und 15 Sekunden zu einer Aufgabe zurückkehren, nachdem wir unterbrochen wurden. Wer digitale Unterbrechungen und Ablenkungen reduziert, kann fokussierter bleiben und mehr erledigen.
  3. Umweltfreundlichkeit
    Jede digitale Aktivität vom E-Mail-Senden bis zum Video-Streaming verbraucht Energie – und trägt zum digitalen CO2-Fußabdruck bei. Indem wir unsere digitalen Gewohnheiten maßvoll im Auge behalten, können wir zur Umweltfreundlichkeit beitragen. Dazu später mehr.

Praktische Schritte zum Digitalen Minimalismus

Du hast Lust, digitalen Minimalismus auszuprobieren? Hier sind fünf Schritte, um dir den Einstieg zu erleichtern:

  1. Verbringe Zeit in der Natur: An der Wurzel der zwanghaften Nutzung digitaler Medien steht das Verlangen nach angenehmen Erfahrungen. Wir wollen eine gute Zeit haben – haben sie aber oft nicht. Wir langweilen uns, fühlen uns gestresst oder gereizt.

    Der Impuls, diese Gefühle loszuwerden, treibt uns zum Handeln. Wir nutzen digitale Medien wie ein Notpflaster, weil sie so leicht verfügbar sind. Natürlich beseitigen sie nichts wirklich. Sie sind wie eine Schicht von angenehmen digitalen Erfahrungen, mit der wir das zugrunde liegende Unbehagen überdecken wollen.

    Was tatsächlich dabei hilft, diese Gefühle der Unzufriedenheit aufzulösen, ist das Hinausgehen in die Natur, vielleicht in einen Park oder einen Wald. Es ist etwas unheimlich beruhigendes daran, Zeit in der Natur zu verbringen. etwas, das uns die friedliche Atmosphäre aufsaugen lässt und unseren Herzen erlaubt, einen Teil des Stresses loszulassen.
  2. Entrümple deine digitalen Räume: Überfüllte Posteingänge, endlose App-Benachrichtigungen, unorganisierte Dateien – genau wie physisches Durcheinander Stress verursachen kann, kann digitales Durcheinander zu digitaler Überlastung führen.

    Man kann damit beginnen, das Smartphone zu entrümpeln. Das Gerät, das du wahrscheinlich am häufigsten benutzt. Lösche unnötige Apps, organisiere die verbleibenden in Ordnern und schalte unwichtige Benachrichtigungen aus.

    Ähnliche Strategien kannst du anwenden, um dein E-Mail-Postfach zu entrümpeln. Melde dich von unnötigen Newslettern ab, erstelle Ordner für verschiedene Arten von E-Mails und lege feste Zeiten für das Abrufen von E-Mails fest.
  3. Bewusster Konsum: Sei wählerisch bei dem, was du online konsumierst. Bevor du einen Link oder ein Video anklickst, frage dich: „Ist das meine Zeit wert?“ „Wird es meinem Leben einen Mehrwert bringen?“ Denke daran, viral bedeutet nicht gleich wertvoll.
  4. Digital Detox: Ein Digital Detox ist eine Phase ohne elektronische Geräte, die dir hilft, eine Pause von der digitalen Abhängigkeit zu machen. Es muss nicht lange sein – schon ein Tag oder ein Nachmittag können einen Unterschied machen.

    Nutze diese Zeit, um Sachen zu unternehmen, die dich glücklich machen. Lies ein Buch, gehe wandern, koche eine Mahlzeit oder sitze einfach in Stille. Ist das nicht angenehm, nicht ständig mit irgendwelchen Werbebotschaften und Nachrichten bombardiert zu werden?
  5. Grenzen setzen: Genau wie wir in unserem persönlichen und beruflichen Leben Grenzen setzen, ist es wichtig, auch für unser digitales Leben Grenzen zu setzen. Das könnte bedeuten, dass es keine Bildschirme während den Mahlzeiten gibt, keine Nachrichten nach 18 Uhr, oder einen kompletten digitalen Shutdown an einem Tag in der Woche.

    Das Ziel ist es, Räume der Nicht-Ablenkung in deinem täglichen Leben zu schaffen.

Digitaler Minimalismus und Nachhaltigkeit

Jetzt fragst du dich vielleicht: „Was hat das alles mit Nachhaltigkeit zu tun?“ Ganz einfach: obwohl es scheinbar unsichtbar und immateriell ist, hat das Internet eine erhebliche Umweltauswirkung.

Die Datenzentren zum Speichern und Verarbeiten von Internetdaten machen etwa 1% des globalen Stromverbrauchs aus, so eine Studie vom Science Magazine. Dieser Energieverbrauch verursacht eine erhebliche Menge an CO2-Emissionen.

Außerdem tragen die Produktion und Entsorgung digitaler Geräte zur Umweltverschmutzung bei. Die UN berichten, dass 2019 weltweit 53,6 Millionen Tonnen Elektroschrott erzeugt wurden, eine Menge, die sich bis 2030 voraussichtlich verdoppeln wird.

Und wie hilft digitaler Minimalismus beim Thema Nachhaltigkeit? Indem wir unsere Abhängigkeit von digitalen Technologien reduzieren, können wir die Nachfrage nach Daten – und Datenzentren – senken. Außerdem können wir durch den bewussten Umgang mit unseren digitalen Geräten die Menge an Elektroschrott reduzieren.

Hier kommen Unternehmen wie jut-so ins Spiel. Mit nachhaltiger Webentwicklung wollen wir eine nachhaltigere digitale Zukunft mitgestalten.

Vorwärts mit digitalem Minimalismus

Je digitaler die Welt, desto schneller, desto ruheloser ist sie. Beim digitalen Minimalismus geht es darum, bewusste Entscheidungen über unser digitales Verhalten zu treffen, sich auf das zu konzentrieren, was wirklich Wert in unser Leben bringt und den Rest loszulassen.

Wir brauchen nicht über Nacht drastische Veränderungen vorzunehmen. Eher geht es darum, kleine Schritte in Richtung eines größeren Ziels zu machen. Beginne mit einem Aspekt deines digitalen Lebens, von dem du das Gefühl hast, dass er Veränderung braucht, und sieh, wie es läuft.

Der Autor und Minimalist Joshua Becker hat es passend formuliert: „Der erste Schritt, das Leben zu gestalten, das du willst, besteht darin, alles loszuwerden, was du nicht willst.“

Indem wir uns dafür entscheiden, weniger zu konsumieren, können wir dazu beitragen, den CO2-Fußabdruck unseres digitalen Lebens zu reduzieren. Und so eine Entscheidung würde gleich doppelt helfen – unserem mentalen Wohlbefinden und dem Planeten. 

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