164 Folien, 70+ Stunden Vorbereitung, eine pralle Tüte Brezeln und ausreichend Sprudelwasser, um ein kleines Dorf zu ertränken – all das steckte in unserem 4-stündigen Inspirations-Workshop für die Grünen.
Moment. Die Grünen? Genau! Die Bundestagsfraktion der Grünen ist durch ein ganzseitiges Interview im Tagesspiegel auf uns aufmerksam geworden. Anschließend haben sie bei uns einen Workshop gebucht, um Inspiration für die Webseite der Zukunft zu sammeln.
Das waren die Themen des Workshops, die wir in diesem Beitrag zusammenfassend beleuchten:
- Design & Nachhaltigkeit
- UX & Accessibility
- Technologie
- SEO
- Künstliche Intelligenz
- Social Media (nicht im Beitrag)
Nachhaltigkeit: Mobile Webseitengrößen haben sich seit 2012 fast versiebenfacht
Wenn ambitionierte Web-Designer:innen ihrer Fantasie freien Lauf lassen, steht nur eins fest: alles muss sich bewegen! Coole Videos! Animationen! 3D! Die Nutzer:innen müssen so und nicht anders aus der Wäsche gucken: 😮
Fühlen wir – gäbe es da nicht ein kleines Problem: Webseiten werden immer schwerer. Übergewichtig, quasi. Seit 2012 haben sich die mobilen Webseitengrößen fast versiebenfacht.
Das führt gleich zu einigen Problemen:
- Der Stromverbrauch des Internets steigt unsichtbar mit. Forscher:innen erwarten, dass er bis 2030 um mindestens 50% zulegen wird.
- Aufwendige Webseiten setzen schnelle Geräte voraus. Das erhöht den Druck, neue Geräte zu kaufen – und gerade die Produktion neuer Geräte verursacht viele Emissionen im Gerät-Lebenszyklus.
- Nutzer:innen mit langsamen Internetverbindungen können ausgeschlossen werden. Lange Ladezeiten sind ein K.O.-Kriterium für die Nutzung von Webseiten.
Nachhaltigkeit: Die Webseite der Zukunft ist ethisch
Technik um der Technik willen? Dieses Kredo hat ausgedient. Moderne Webseiten denken an Mensch und Umwelt. Sie sind:
- Energiesparend: Optimierte Webseiten sparen Energie. Wie genau? Das erklärt diese Seite.
- User-zentriert: Nicht das Designer-Ego zählt, sondern was die Nutzer:innen wollen und brauchen.
- Zugänglich: Intuitiv, klar und selbsterklärend – so muss eine Webseite strukturiert sein.
- Inklusiv: Ob mit körperlicher Beeinträchtigung oder ohne – jeder sollte die Webseite nutzen können. Etwa mit Optimierungen für Screenreader oder Tastaturnutzung. \
Design: Maximum vs. Nachhaltigkeit
Um das ganze zu vereinfachen, haben wir Webseiten in drei Kategorien eingeteilt: 1) Maximum des Machbaren, 2) Ästhetik & Funktion und 3) Nachhaltigkeit First.
Maximum des Machbaren
Diese Seiten sind größer als 50 MB und beinhalten zum Beispiel:
- viele Videos (mit Autoplay)
- unkomprimierte Bilder
- aufwendige Animationen
- 3D-Elemente
Ästhetik & Funktion
Diese Seiten sind 5 – 10 MB und beinhalten zum Beispiel:
- Glass-Morphism
- komprimierte Bilder (JPG)
- Videos (ohne Autoplay)
- viele visuelle ElementeÄsthetik & Funktion
Nachhaltigkeit First
Diese Seiten sind 0.1 – 2 MB und beinhalten zum Beispiel:
- prominente Typografie (z.B. statt Bildern)
- wenig bis keine Videos
- SVGs statt Bilder
- Bilder nur, wo sinnvoll
UX: Aus Nutzersicht denken
Gute UX? Denke wie die Nutzer:innen: Was wollen sie wissen? Was müssen sie verstehen?
Alles ist einfacher in Dreiern – also hier unser Drei-Punkte-Plan für beste UX:
Information:
- Was für Informationen und Inhalte kann (und will) ich anbieten?
- Wie strukturiere ich mein Angebot, damit es zugänglich & effizient ist?
User Needs:
- Ist das auch wirklich interessant für meine Seitenbesucher:innen?
- Hilft mein Angebot dabei, ihr Suchinteresse zu stillen?
Business Goals:
- Was sind die übergeordneten Ziele meiner Marke / Organisation?
- Welche Rolle spielt dabei die Webseite, was soll sie erreichen?
Technologie, SEO & AI
Die nächsten Themenblöcke sind gestrafft. Im Workshop gab’s zu jedem Thema 20 Minuten Info.
Technologie: Kleine Webseiten sind Trumpf
Klein muss sie sein, die nachhaltige Webseite! Denn weniger ist mehr: Videos fressen Speicher und sind oft gar nicht nötig. Auch Bilder brauchen recht viel Speicher. Regel: Medien nur, wenn sie wirklich nützen.
SEO: Früher, heute und morgen
Früher: Keyword stuffing.
Die Keyword-Dichte und -Vielfalt war lange die wichtigste Metrik für das Ranking einer Seite.
- Fokus auf Keyword-Spamming
- Gehalt der Texte fragwürdig
- wenig userfreundlich
Heute: Komplexe Algorithmen.
Heute ist Google schlauer – und bewertet die Nützlichkeit einer Seite mithilfe vieler Variablen.
- hilfreicher Content & gute UX werden belohnt
- Keywords sind nebensächlicher geworden
- die Performance von Seiten wird wichtiger
Morgen: Verschmelzen mit AI.
Selbst Google rätselt über AIs Zukunft in der Suche. Mögliche Szenarien könnten sein:
- Einbinden von Suchergebnissen in AI Chats
- noch mehr Fokus auf Suchintention statt benutzte Keywords
- Monetarisierung von AI Chatbots, z.B. durch ”sponsored” Antworten
AI: ChatGPT und Midjourney sind Platzhirsche
Heutzutage existiert für jeden Pups ein KI-Tool. Doch nicht jedes ist so durchdacht, dass der Einsatz lohnt. Eine Ausnahme bilden ChatGPT und Midjourney. Diese beiden KI-Helfer maximieren bereits heute Effizienz und Produktivität.
Beispiel: ChatGPT kann Texte vereinfachen
Alt:
Als professionelles Netzwerk und innovativer Do Tank gestaltet Circularity e.V. die deutsche Kreislaufwirtschaft mit.
Unser Netzwerk setzt auf die Verknüpfung von Fachkräften aus allen Bereichen für gemeinsames Lernen und Austausch und bietet so eine Plattform für informierten, interdisziplinären Dialog auf nationaler Ebene.
Umgeschrieben durch ChatGPT (für leichte Verständlichkeit):
Der Verein Circularity e.V. hilft dabei, Dinge in Deutschland immer wieder zu verwenden, statt sie wegzuwerfen. In unserer Gruppe arbeiten Menschen aus vielen verschiedenen Berufen zusammen.
Wir lernen voneinander und tauschen Ideen aus. So schaffen wir einen Ort, an dem sich alle gut unterhalten und voneinander lernen können, egal aus welchem Bereich sie kommen.
AI verursacht bis zu 2900x weniger CO2 Emissionen
Wer verursacht mehr Emissionen: Mensch oder KI? Eine Gruppe renommierter Universitätsprofessoren wollte genau das klären.
Die Überraschung: Während ChatGPT eine Textseite verfasst, stößt es 130 bis 1500 Mal weniger CO2 aus als ein menschlicher Schreiberling.
Und Midjourney? Beim Zeichnen einer Illustration verursacht es 310 bis 2900 Mal weniger CO2 als ein:e klassische:r Illustrator:in.
Diese Zahlen basieren auf dem alltäglichen CO2-Fußabdruck eines Menschen – addiert mit dem CO2-Ausstoß eines Computers während der Arbeitszeit.
Mehr dazu? Hier kannst du das Research-Paper anschauen.
Fazit: Ethik als Zukunftsweiser
Am Ende des Workshops war klar: es geht nicht nur ums Aussehen. Wichtiger: Wie effizient ist die Webseite? Wie zugänglich? Und: Ist sie ethisch?
Auch hinter den Webkulissen – sei es SEO oder KI – muss Ethik großgeschrieben werden. Digital zu agieren, muss ethisches Handeln beinhalten. Das wollten wir mit dem Workshop für die Grünen deutlich machen.
Design, Tech und Ethik wachsen zusammen – für eine bessere digitale Zukunft für uns alle.